Älter werden im Beruf der Erzieherin
Nachdem wir seit März 2020 an dieser Stelle immer wieder über die Corona Bedingungen im Kindergarten berichten mussten, heute mal etwas zu schmunzeln.
So mit Mitte 40 begann es: In den Fortbildungsbroschüren aller namhaften Anbieter fanden sich Seminare zum Thema „Älter werden im Beruf!“ Damals und heute ein durchaus interessantes Thema mit vielen Facetten. Da wo ein Dachdecker mit Mitte 50 eher weniger auf dem Dach rumturnt oder sich bei Maurern oder Straßenbauern die Knochen bemerkbar machen, gibt es im Beruf der Erzieherin keine „offensichtlichen Einschränkungen“, außer dass die Haare nur noch grau nachwachsen und immer vorausgesetzt, man bleibt gesund. Reicht das Nervenkostüm und die Kraft noch für viele laute und lebendige Kinder, für Fragen junger Eltern, mit ihren Sorgen und Nöten? Kann ich auch mit 60 Jahren mit den Kleinsten von 2 Jahren auf dem Bauteppich herum krabbeln? Kann ich meinen KollegInnen noch auf Augenhöhe begegnen, wenn neue pädagogische Ansätze diskutiert werden. Und dann die etwas, zwar gut gemeinten, aber mitleidigen Fragen wie: „Na, wie lange musst du noch arbeiten? „All dies zusammen genommen führte dazu, dass ich mir zwangsläufig die Frage gestellt habe: „Fühle ich mich diesem großen und vielfältigen Arbeitsfeld noch bis zu meiner Berentung gewachsen?“
Ich kann diese Frage mit einem klaren „Ja“ beantworten und ziehe es bis zum offiziellen Berentungstermin durch. Nach wie vor gehe ich jeden Morgen frohen Herzens in den Kindergarten. Erzieherin zu sein und zu leiten ist immer noch meine Profession und ich habe den Eindruck, auch meine Kollegen innen freuen sich darüber, dass ich immer noch da bin.
Und dass es mit dem Älter werden im Kindergarten kein Problem ist, dass haben natürlich die Kinder entschieden.
Im Sommer 2020 kamen die Kleinsten der Kleinen, eine lustige Truppe in der Martha und Michel Gruppe. An der Corona Front war mal alles ruhig und wir arbeiteten im Regelbetrieb, dadurch herrschte buntes Kindergartenleben. Ich saß eines Morgens in der Michel Gruppe und wie selbstverständlich kam ein kleines Mädchen zu mir und fragte: „Oma, kannst du mir helfen?“ Meine Kollegin Saskia hielt die Luft an und wartete gespannt auf meine Reaktion. Natürlich hat die Oma geholfen, ich bin schließlich in Übung als Großmutter von 3 Enkelkindern. Von diesem Tag an kommen alle Kleinen oft zu mir, lassen sich trösten, an und ausziehen und gehen auf die Suche, wenn ich mal nicht bei den Großen in der Franz Gruppe bin. Und auch beim Wickeln darf ich helfen.
In unserem altersgemischten und heterogenen Team hat eben auch eine Oma ihren Platz! Und sowieso „Ein Hoch auf alle Omas und Opas!“
Ch. L.